Es ist genau eine Woche her, dass ich Ponyo das große Abenteuer am Meer in einer Vorschau (einer sog. Preview) zum ersten Mal im Kino gesehen habe. Da ich aber am Freitag eine wichtige Klausur geschrieben habe, habe ich mir vorgenommen, erst nachdem ich Ponyo zum zweiten Mal im Kino angeschaut habe, meine Rezension zu schreiben.
Außerdem war ich durch irgend etwas, was ich noch nicht so richtig zu deuten wusste, irritiert: seit Gestern weiß ich, was es war, was mich einerseits so irritierte und andererseits so faszinierte: ich habe mit Ponyo eine Reise 30 Jahre zurück in meine Kindheit gemacht =)
Hayo Miayazaki hat sich mit seinem wahrscheinlich letzten Anime Ponyo das große Abenteuer am Meer auf seine Anfänge besonnen: denn zu Beginn seiner großen Karriere hat Hayo Miayazaki, oft in Zusammenarbeit mit Isao Takahata, besonders Animes für Kinder und Jugendliche geschaffen, die neben mir auch weltweit tausende andere Kinder entscheidend beeinflusst haben: denn auch wenn ich damals noch nicht wusste, dass die Zeichentrick- Serien wie Heidi, etc. als Animes bezeichnet werden, so wusste ich doch, dass ich diese Serien sehr liebte und nach wie vor sehr liebe!
Schon in den Anfängen ihrer Karrieren zeichneten sich die Animes an denen Hayo Miayazaki und Isao Takahata beteiligt waren durch große zeichnerische Brillianz aus, außerdem waren die erzählten Geschichten oft etwas Besonderes: vor allem durch die vielen kleinen Details am Rande die einem erst das Gefühl vermittelten wirklich an einer Geschichte teilhaben zu dürfen.
Mit den Animes ihres eigenen Anime Studios Studio Ghibli erschufen und erschaffen Hayo Miayazaki und Isao Takahata einen bis zur Vollendung perfektionierten Detailreichtum und erfreuen uns Ghiblianer mit vielen kleinen, liebevoll gestalteten Details, die jeden ihren Anime zu etwas ganz Besonderem machen!
Seit Prinzessin Mononoke verwendet das Studio Ghibli in ihren Animes auch Computer: allerdings ergänzten und ergänzen sich die CGI-Sequenzen und die gezeichneten Sequenzen ideal! Mithilfe der Computer konnten Sequenzen erstellt werden, die sonst unglaublich viel Aufwand bedeutet hätten. Auch bei den neueren Animes kamen Computer zum Einsatz um bspw. das Wandelnde Schloss zur konstruieren, bzw. entstehen zu lassen: allerdings immer so, dass man immer das Gefühl hat einen Zeichentrickfilm zu sehen. Denn zum Glück hält Studio Ghibli die klassische Zeichentrickkunst hoch, denn darauf legten und legen Hayo Miayazaki und Isao Takahata großen Wert! Kein Wunder, denn die Perfektion der (zeitlosen) klassische Zeichentrickkunst ist, neben den wunderschön erzählten Geschichten, der Grund, dass sich die Animes des Studio Ghibli von allen anderen Animes abheben!
Aber zurück zu Ponyo das große Abenteuer am Meer!
Hayo Miayazaki wollte mit Ponyo das große Abenteuer am Meer zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einen Anime komplett per Hand zeichnen lassen, also komplett nach der alten Machart erstellen lassen und hat damit vor allem auch ein großes Risiko in Kauf genommen: denn der Großteil der aktuellen Animes wird an Computern erstellt, bzw. kommt ohne den Einsatz von Computern gar nicht mehr aus: verringert sich durch deren Einsatz die Produktionszeit, etc. eines Animes. Trotz des hohen Stellenwerts den Studio Ghibli in Japan hat, was er keineswegs sicher, dass Ponyo ein Erfolg werden würde: erst Recht nicht, dass er erfolgreicher in Japan werden würde als Chihiros Reise ins Zauberland.
Das Unglaubliche ist, dass Hayo Miayazaki den Anime so zeichnen lies, dass er aussieht, als ob er mit Aquarellfarben gezeichnet wurde, ja dass er überhaupt ganz filigran gezeichnet wurde, was einen unglaublichen intensiven Eindruck hinterlässt und mich in meine Kindheit versetzte, was mich ganz schön irritiert hat =)
Beim zweiten Anschauen des Animes gestern Nachmittag konnte ich, da die Geschichte ja schon kannte, mehr auf die zeichnerischen Details achten, die ich bei den Studio Ghibli Animes so liebe!
Schon seit ich den Trailer hier:
zum ersten Mal gesehen hatte, konnte ich es kaum erwarten, die göttlich schönen Szenen im Meer auf der großen Leinwand anschauen zu können, die Du Dir hier teilweise anschauen kannst:
Achtung jetzt kommen sog. Spoiler: um das hier zu lesen einfach die Zeilen markieren und schon wird der Text sichtbar!
Der Anfang mit den vielen Quallen ist wunderschön und muss anscheinend so blass sein, damit die Szene mit Ponyos Vater Fujimoto so unglaublich intensiv wirken kann.
Die Szenen im Meer sind die schönsten und auch farbenprächtigsten im ganzen Anime: vor allem, wenn Ponyos Mutter Granmammare, auftaucht leuchtet das Meer in allen Farben auf.
Die überwältigende Darstellung des Meeres ist ja auch völlige Absicht, sollen doch die Kinder, also die Zuschauer, dass Meer lieben lernen: wenn dann die Göttin der Meere Granmammare eine wunderschöne, gigantische und liebende Mutter und Frau ist werden die Kinder noch mehr berührt: zu mindestens war das Gestern im Kino bei den kleinen Zuschauern so =)
Aber auch die Szenen an Land sind wunderschön und wie immer mit viel Liebe zum Detail gezeichnet worden!
Sehr lustig ist der Fahrstil von Sosukes Mutter, bei dem man erwartet, dass der Wagen jeder Zeit aus der Kurve fliegt müsste.
Und auch sonst gibt es in dem ernsten Anime viele lustige Szenen, die den Zuschauern keine Zeit zum trauern, etc. lassen, wie bspw. Ponyos unbedarftes und unbeholfenes Verhalten als kleines Mädchen, dass sich selbstverständlich noch nicht mit der Menschenwelt auskennt, ebenso wie das Verhalten der Kindergartenkinder und der Alten im Altersheim, ... =)
Schade finde ich, dass weder erklärt wird, warum Ponyos Vater Fujimoto im Meer lebend immer noch Luft zum atmen braucht, noch wird erklärt wie alt er ist: nur die Amphoren mit dem Elixier im Brunnen geben einen leichten Hinweis auf sein Alter.
Wie auch bei den früheren Animes tauchen auch bei Ponyo das große Abenteuer am Meer einige Figuren und Details aus älteren Studio Ghibli Animes auf:
- ja, ihr Vater Fujimoto nennt Ponyo wirklich Brünnhilde!
- der junge Vater in dem Boot sieht genauso aus wie der Vater von Mei und Satsuki aus Mein Nachbar Totoro
- die eine der Alten im Rollstuhl sieht aus wie die gealterte Hexe aus dem Niemandsland aus Das Wandelnde Schloss
- das weinende Baby sieht aus wie das weinende Baby der Hexe Yubaba aus Chihiros Reise im Zauberland
- die Orgelmusik ähnelt der aus Laputa das Schloss im Himmel
- Ja ich hatte es richtig in Erinnerung: der Kraken schafft es wirklich ins Haus
- Fujimoto, Granmammare und die Anderen befinden sich wirklich unter einer großen Qualle
- die dienstbaren Wesen von Fujimoto, Ponyos Vater ähneln den Gummimännern aus Das Wandelnde Schloss bzw,. den Schatten aus Nausicaä aus dem Tal der Winde oder aus Die Chroniken von Erdsee
- mehr ist mir bisher nicht aufgefallen ...
Fazit:
Hayo Miayazaki schafft es mit PONY das große Abenteuer am Meer, wie auch in seinen anderen Animes, bei den Zuschauern das Bewusstsein dafür zu schärfen, bzw. überhaupt hervor zu rufen, dass er für die Natur mitverantwortlich ist, er dafür sorgen kann, dass es der Natur besser geht: dass es bei PONY das große Abenteuer am Meer Kinder sind, die die Welt vor dem Abgrund retten, ist das Mittel zum Zweck, Kindern bewusst zu machen, wie viel auch sie schon erreichen können!
Ich werde PONY das große Abenteuer am Meer wenn nicht im Kino, dann auf DVD noch oft anschauen, denn Hayo Miayazaki hat uns, Mal wieder, einen absolut zeitlosen Anime geschenkt!